Südmährische Geschlechter – Seethaler

Seethaler zählt im 19. und 20. Jh. zu den besonders häufigen Namen im Gebiet östlich von Znaim. Verfolgt man die einzelnen Linien zurück, so wird rasch eine Konzentration auf das Gebiet der Grundherrschaft Bonitz/Frischau (Bohunice/Fryšava) – bestehend aus den Orten Bonitz (Bohunice), Frischau (Fryšava, heute Břežany), Gaiwitz (Kyjovice), Pratsch (Práče), Probitz (Pravice) und Teßwitz an der Wiese (Stošíkovice na Louce) – deutlich. In der Tat findet sich der größte Teil der älteren Namensträger in Pratsch, wo der Name auch im 19. und 20. Jh. noch extrem häufig ist (von den insgesamt 1612 zwischen 1790 und 1906 in Pratsch geborenen Kindern tragen 264 den Namen Seethaler/Sethaler – also etwa 16 %). Der älteste Seethaler in der Region ist Sebastian Seethaler (+ 1683 in Pratsch). Er ist erstmals im Grundbuch des Dorfes Bonitz greifbar, wo er 1657 einen Grund kauft.

"[...] Sebastian Sedaller Von Ingelstadt, auß Bähren, gebiertig, [...]"
„[…] Sebastian Sedaller Von Ingelstadt, auß Bähren, gebiertig, […]“
Grundbuch Bonitz, SOkA Znojmo, Archiv obce Bohunice, kniha 1, fol. 176r:

„Den 18. Junii 1657. ist Vor die Grundt obrigkeit erschünen, Andreas Rott, Vnd Vorgebracht, wie Er dißen Viertlhauß, so Er Anno 1648. in Dorff Bonitz, erkhaufft, nit mehr Vorstehen Kentte, dahero hat Er gebetten, dem Sebastian Sedaller Von Jngelstadt, auß Bähren, gebiertig, seines Handtwerkhs, ein Weber, deme Er, beym hauß Angebauter in feldt, ein Quanten Waitz, ander halb gewanten Khorn, ein halb gewanten, haber, ein halb gewanten, Arbeß, Zwey gewanten, hayden, eine Khue, Zwey schwein, Zwey genß 4. hiener, sambt dem han, ein pflueg, mit dem eyßen Verbleiben, laßen will, Vor ein Stiffman, anstatt seiner, anzunehmen; Warüber nach eingenohmmener, information, in sein begehren eingewilligt, Vnd dißer Contract, Volgendter gestaldt, Ratificirt worden; daß der Sebastian Sedaller, Zwar Vor ein Vnterthan, acceptiert, Vnd dißer grundt, mit allem Zuegehör, in Grundtbuech, ihme Zuegeschriben soll werden, der Andreas Rott aber, Von der Vnterthenigkeit, nit entlaßen werde, biß die Obrigkheit sehen wierdt, wie ihr, der Vorgebrachte Stiffmann gefellig sein wierdt, Soldte wider Verhoffen, der Sedaller, dem hauß, nit recht Vorstehen, so soll der Roth, sein hauß Anzunehmen, Verbunden Verbleiben, dißem allem, hat gemelter, Andreas Roth, in beysein, seiner beystendt, allß Geremias Horsch, in markh Proßmeritz haußessig, Hanß grill, der Zeit Richter, Zu Bonitz, Vnd Paull Plachenski, auch Wanhafft, der Zeit in Bonitz, Nach Zu Kommen, angelobt, Vnd Versprochen; Eß hat Sebastian Sedaller, Zu einer Versicherung, sein Heurats Brieff, neben einer Kundtschafft; Von Richter Vnd gemein, Von Speißendorff, bey dem Grundtbuech originaliter, Nider gelegt, betreffent, den Khauff, deß Hauß, Vnd der Wehrungen, bleibt, allß wie eß, Andreas Roth, Zu bezahlen schuldig geweßen ist, Außer, Vier Thaller Märisch, welche der Khauffer, den Verkhauffer, doch ohne entgeldt, der Khauff Summa; auff zwey termin, alß den ersten auff nechst Komenten, Georgi Anno 1658; den andern, alß zwen taller, auff Johanis, gemelten Jahrs, Zuerlegen Versprochen. Actum Anno et Die Vt Supra.“

In Hinblick auf Sebastian Seethalers Herkunft geht aus dem Vertragstext zum einen hervor, daß er aus Ingolstadt in Bayern stammte, und zum anderen, daß er vor seiner Übersiedelung nach Mähren offenbar in Speisendorf in Niederösterreich gelebt und möglicherweise auch dort geheiratet hat. Im Jahre 1673 übernimmt Franz Huber das Gut des Sebastian Seethaler in Bonitz.

Grundbuch Bonitz, SOkA Znojmo, Archiv obce Bohunice, kniha 1, fol. 176v:

„Anno 1673 den 7 Marti bei gehaltenen Panrecht ist Sebastian Sedaller erschinen Vnd weillen der augenschein gilt daß gemelter Sedaller Alters Halben den Hauß nit Vorstehen kan alß ist mit bewilligung der Obrigkheit den Frantz Hueber gemeltes Hauß Vberlaßen worden Worzu Jhme sedaller Vber wintter angebauth Weitz Vnd Kornn Eilf Metzen Vnd Vber Sommer 3. Metzen Haber ein pferd Zwey S: V: Spensau pflug Vnd Eißen Zum Hauß gelaßen Entgegen Tridt der Hueber in die Kauffwahrung ein alß Virhin er sedaller gemeltes Hauß Von Andreas Rath erhaufft hatt. Die Obrigkheit hat Jhme Hueber auch biß Zum heürigen Schnitt freyung gelaßen.“

Abgesehen von seinem Sohn Johann, von dem alle weiteren Namensträger abstammen, ist in den Matriken der Pfarre Proßmeritz (Prosiměřice) nur ein weiterer Sohn Jakob greifbar, der 1672 achtzehnjährig in Bonitz stirbt. Die Kinder des Johann Seethaler (+ 1710 in Pratsch) werden zunächst in Bonitz, dann ab 1679 in Pratsch geboren. Zum Grundkauf in Pratsch existieren keine Quellen, da – abgesehen von dem oben erwähnten alten Bonitzer Grundbuch – für die gesamte Grundherrschaft keine Grundbücher aus der Zeit vor der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten sind. Von den vierzehn Kindern, die Johann Seethaler geboren wurden, haben neun geheiratet, davon sieben Söhne. Noch vor 1800 verbreitet sich der Name Seethaler von Pratsch ausgehend in mehreren Dörfern der Herrschaft und später in der gesamten Region.